Sofi und mehr - Eine Alpenkurzreise 1999

Am Tag der Sonnenfinsternis ging es gegen 9.00 Richtung Süden. AG hatte vorher noch wichtige Termine aber dank der göttlichen Kawasaki und einer ausgesprochen zielgerichteten Fahrweise meinerseits erreichten wir trotz Regen, Sturm und Stau die 100%-Zone rechtzeitig. Wir sahen Sofi dann von der Raststätte Ellwanger Berge aus, und das, obwohl es quasi den ganzen Tag schiffte, aber eben genau im richtigen, dem dunklen nämlich, Moment nicht. Jeder, der die Corona nicht sehen konnte, sei bedauert: Es war nämlich ein echtes Erlebnis, auch wenn weder Wind aufkam noch die Tierwelt sich irgendwie abnormal benahm. Nach Sofi von unten beguckten wir uns Nördlingen von oben und übernachteten in Augsburg.

Auch der 2. Tag begrüßte uns mit Regen, der aber pünktlich zur Abfahrt nachließ und justamente, als wir unser Nachtlager in Stanton am Arlberg erreichten, wieder einsetzte. Zum 2. Mal Schwein gehabt also und dazwischen lag eine ganz nette Fahrt durchs Ostallgäu, ein wenig erbaulicher Abstecher über Füssen, das wirklich niemand gesehen haben muss, und der Weg über das Hahntennjoch, ein Paß, dessen Nordseite ganz nett, die Südseite aber grottenlangweilig ist. In Stanton gab es eine überraschend günstige Übernachtung, dafür waren die Bier- und Whiskeypreise derart astronomisch, dass ich froh bin, sie vergessen zu haben.

Am nächsten Morgen hatte der Regen tatsächlich aufgehört und wir bewegten uns den Spuren einer meiner früheren Radtouren entgegen über Arlberg-, Flexen- und Hochtannbergpaß in den Bregenzer Wald, erst noch bei Nebel und später dann bei aufklarendem Himmel. Weiter ging es übers Faschina-Joch wieder hindurch durch den Nebel und später noch einmal hinauf zum Furkajoch, begleitet von der herrlichen Kulisse dieser Alpenregion, die beeindruckend schön ist, motorradfahrtechnisch jedoch nicht an die Route des Grandes Alpes o.ä. herankommt. Es folgte ein Abstecher in die Rappenlochschlucht und die Einsamkeit von Ebnit am Ende der Straße, bevor wir in den Bodensee eintauchten, und das kolossale diesjährige Bühnenbild der Bregenzer Seebühne besichtigten. Für Eintrittskarten reichte unser Zeitbudget nicht und wir begingen dann den Fehler, uns die Bleibe für die Nacht in Deutschland in Weiler im Allgäu zu suchen, anstatt bei den gastfreundlichen Schluchtenscheissern zu bleiben. Schön abgezockt wurden wir dort in dem bayrischen Pisskaff, das mich mein Lebtag nicht mehr wiedersieht. Bayern ist eben doch Norditalien, Stoiber ein Arschloch und hoffentlich gründen die bald ihre freie Alpenrepublik, diese eingebildeten Saftärsche.

Die Rückfahrt war nun noch zu bewerkstelligen, aber wir ließen uns Zeit, besichtigten ein Schloß von außen und eine staufische Burgruine von innen, dinnierten in Schwäbisch Hall und pünktlich wie jeden Tag setzte bei Einbruch der Dunkelheit irgendwo im Maintal der Regen ein, nur das dieses Mal noch 400km Kawafahrn vor uns lagen. An der Burg Rieneck im Spessart wurde ich an meine Kompferfreizeit erinnert, die mich vor ca. 20 Jahren dorthin führte, denn die Burgfrolleins kreischten genauso wie damals. Der Spessart bei Nacht und Nebel ist durchaus respekteinflößend, die Verkehrsführung für LKWs und Motorräder bei Bad Brückenau ein Grund, Bomben zu legen, und ab Fulda waren dann zum x-ten Mal in diesem Jahr echte Schwimmkünste gefragt, und erneut bestätigte sich, dass Latex ein geiles Material ist: gefühlsecht, erotisch und wasserdicht.